3. Oktober 2016

Up on melancholy hill

Das Beschissene am Leben: Alles ist vergänglich.
Das Gute am Leben: Alles ist vergänglich.

1. Juli 2016

Ich bin dann mal weg

... oder zumindest nicht mehr so präsent.

Ich will es jetzt richtig machen und nicht nur das Arschloch sein, das sich einfach so verpisst ohne was zu sagen; ich weiß, dass ich noch nicht lange wieder hier bin, aber ich bin zu der Entscheidung gekommen, dass ich einen privaten Blog nur für mich anfangen werde. Ich fühle mich irgendwie gehemmt, wenn ich weiß, dass jemand mitliest, und kann nicht alles schreiben, was gerade in meinem Kopf abgeht. 

Ich werde jedoch nicht ganz weg sein. Das ein oder andere Update werde ich posten, nur halt nicht mehr ins Detail gehen.

Aber ich werde weiterhin bei euch vorbeischauen und dann und wann auch meinen Senf dazugeben...


Hang loose
Calla

29. Juni 2016

Ich erschieße mich

... oder kündige, das ist nicht ganz so krass.
Schonmal Erfahrungen mit Menschen gemacht, die Lügen über dich verbreiten, sodass man vor allen anderen scheiße dasteht und die dumme Kuh ist?
Schonmal als "Schlampe" und "hinterfotzige Fotze" bezeichnet worden, obwohl du keine Ahnung hast, wie die Leute darauf kommen?
Schonmal Menschen getroffen, die dir die Worte im Mund umdrehen, damit sie besser dastehen?
Schonmal so sehr gehasst worden, dass du nicht mehr ernst genommen wirst und über dich gelacht wird?

Ich hatte bisher noch nie mit Mobbing zu tun. Aber jetzt weiß ich - es fühlt sich mega kacke an.
Und ich steh da und denke mir: "Wow, mir war nie richtig bewusst, dass es echt so beschissene und hinterfotzige Menschen gibt, die es aus Langeweile oder Antipathie mir gegenüber solche krassen Lügen verbreiten." Und noch mehr enttäuscht mich die Tatsache, dass die Menschen gar nicht mal hinterfragen und nachhaken, sondern es so hinnehmen. Alle glauben das, was sie sie glauben wollen. Pikante Gerüchte sind halt einfach viel spannender als langweilige Fakten.
Der Großteil der Soldaten denkt hier so und ich muss noch zwei Jahre hierbleiben.

Das werde ich unter diesen Umständen ganz sicher nicht. Fickt euch alle!



EDIT: "Es wäre schön besser, wenn du weg bist."
Danke.

26. Juni 2016

Erschöpfung

Draußen gehen die Temperaturen zeitweise auf 36 Grad, dennoch fühle ich mich wie im tiefsten Winter. Die Wochenenden dienen nur noch der Regeneration von der Arbeitswoche, etwas unternommen habe ich schon lange nicht mehr. Kapsle mich von den Menschen ab, weil ich die Fragen nach meinem Wohlbefinden nicht mehr ertrage. Lügen will ich nicht, da ich das sowieso nicht kann. Und dauernd zu sagen "Geht so" oder "Nicht so gut" geht auf Dauer nicht, die meisten wissen nämlich nicht mit sowas umzugehen, finden keine Worte, und distanzieren sich vielleicht. Und das will ich nicht.

Aber Rückzug ist wahrscheinlich auch nicht das Wahre und verschlimmert das Ganze noch mit der Zeit.
Nur... ich kann einfach nicht die ganze Zeit so tun, als ob es mir gut ginge, das zehrt nochmal zusätzlich. Außerdem will ich es anderen nicht antun, mich so zu sehen. Momentan läuft es einfach nicht. Ich habe das Gefühl, dass ich wieder tiefer in die Depression reinrutsche und bin mir nicht sicher, ob das Grund oder Folge von der wieder aufflammenden Essstörung ist. Kriege die einfachsten Dinge nicht hin und setze mich deswegen selber unter Druck; bin nicht zuverlässig im regelmäßigen Schreiben, selbst nicht mit guten Freunden, unternehme nichts mehr, und halte mich meist in meinem Bett auf, weil es mir ein Gefühl von Sicherheit vermittelt.
Ich möchte einfach nur zufrieden gelassen werden und nicht unter dem Druck stehen in dieser Gesellschaft funktionieren zu müssen. Eigentlich möchte ich nur noch schlafen.

21. Juni 2016

F.-Diagnosen

Das hört sich jetzt wahrscheinlich scheiße an, aber manchmal wünsche ich mir, dass ich nur eine Erkrankung hätte, und die dann meinetwegen richtig. Also z. B. NUR Borderline, oder NUR Bulimie etc. Aber dieser ganze Mix aus verschiedenen Diagnosen ist einfach nur Strafe... wahrscheinlich bemitleide ich mich gerade selber, und vielleicht werden viele auch "First world problems" denken. Ich denke, man kann Außenstehenden gar nicht wirklich erklären, wie sich sowas anfühlt. 

Aber ich versuche es mal; viele hier haben eine Essstörung und wissen, wie beschissen das ist. Dieses dauernde und zehrende Ausgehungertsein, und das nicht nur nach Nahrung. Dieses permanente Gedankenkreisen um Büffets ganz für einen alleine, oder die Euphorie, die sich einstellt, wenn man es schafft mehrere Tage zu fasten - bis dann schnell alles zusammenbricht und man sich in einem Teufelskreis aus Depressionen, Selbsthass, und Verzweiflung wiederfindet.

Und wenn man sich vorstellt, dass dazu noch die krasse Gefühlswelt eines Borderliners mit heftigen Stimmungsschwankungen, eigentlich immerwährende Parasuizidalität, gelegentlichen Dissoziationen, Aggressionen gegen alles und jeden beim geringsten Anlass, und eine Grundanspannung von über 60 hinzukommt, klingt das noch ne Spur bitterer.

Und wenn DANN noch die Konzentrationsschwierigkeiten, Hibbeligkeit, und ständiges Abgelenktsein und den Menschen nicht richtig zuhören zu können eines ADHS dazukommt, sowie die Nervosität, Anspannung, und Angst vor Menschen und sozialen Situationen bei einer Sozialen Phobie, und die Angst vor den eigenen  Gedanken und Handlungen bei einer Zwangsstörung... ja, ich glaube dann würde keiner wirklich mehr weiterwissen.

Ich muss zugeben, dass ich mit der Zeit immer verzweifelter und wütender geworden bin, weil ich ja anscheinend so krank bin und überhaupt keine Ahnung habe, woher das alles kommt.
Aber man muss sich zwangsläufig adaptieren und lernen damit umzugehen. Man muss aufhören in Selbstmitleid zu baden, und man muss auch das Rumheulen einstellen; man muss anfangen zu akzeptieren und an sich zu arbeiten. Es klingt vielleicht unfair, man fühlt sich verarscht, und fragt sich, was zum Teufel man in seinem früheren Leben verbockt hat - sofern man denn an so etwas glaubt. Aber raus kommt man nur, wenn man wirklich gewillt ist und sich diesen Wert auch zugesteht.

Ich denke, man sollte auch nicht nur auf das Negative fixiert sein, sondern sich mehr auf das Positive konzentrieren.
Sei stolz darauf, die Drecksdrogen hinter dir gelassen zu haben; sei stolz auf die vielen Monate, in der du nach Jahren endlich wieder verhältnismäßig normal essen konntest; sei stolz darauf, dass du weißt, was in Hochanspannungsmomenten tun musst - und es auch anwenden kannst. Sei stolz auf das, was du in all den Jahren Therapie schon alles geschafft hast, du abgefuckte geile Sau! ;)

Und außerdem... man sollte sich auch nicht nur über die Diagnosen definieren bzw. nicht zulassen, dass andere das tun. Man ist mehr als das Mädel mit Borderline und Narben am Körper, man ist mehr als die dünne Essgestörte, "die das ganze doch nur macht, um in den neuen Bikini zu passen", man ist mehr als das chronisch traurige Mädchen mit den dunklen Gedanken.



Nein, DU BIST FUCKING MEHR ALS DAS!
Und es wird Zeit, dass du das auch siehst, denn auch DU hast das Recht auf ein schönes Leben, genau wie alle anderen.
Schluss mit dem Nebel und rein ins Licht!

19. Juni 2016

"In Recovery, aber..."

Ich bin der Meinung, dass man NIE WIEDER hundertprozentig gesund wird, wenn man einmal eine Essstörung hatte. Man kann diesem Zustand vielleicht sehr nahe kommen, aber ganz lässt es einen nicht mehr los. Man kann sich in Therapie begeben, hart an sich arbeiten, und nach einer Weile erste Erfolge sehen; dem Körper geht es wieder besser, das Essen fällt leichter, das Leben macht wieder Spaß - aber der Kopf wird sich nie wieder davon erholen. Jedenfalls nicht komplett. Die Angst vor zu fettigem Essen, die Angst vor unkontrollierter Gewichtszunahme, die Zweifel, ob man das Richtige tut... das alles ist immer noch vorhanden. Vielleicht nur noch latent und unbewusst, aber es ist da, und in schwierigeren Zeiten gräbt es sich wieder an die Oberfläche und ergötzt sich an der Traurigkeit, der Leere, der Verzweiflung, der Einsamkeit etc.

Ich habe die letzten Wochen gemerkt, dass irgendwas nicht in Ordnung ist. Meine Gedanken drehen sich wieder viel mehr um Essen, Essanfälle, Gewicht, Aussehen etc. Und ich frage mich warum. Was versuche ich damit zu kompensieren, was für eine Motivation steckt dahinter, warum geht es mir psychisch wieder so schlecht? Ging es mir überhaupt mal gut, oder war das auch nur Illusion und Wunschdenken..?!

Zugegeben, die äußeren Umstände sind nicht so rosig, aber reicht das?
Es gibt momentan fünf große, teils echt komplexe Dinge, die mir nahe gehen; um das jetzt nicht zu lang werden zu lassen, werde ich das Wichtigste nennen und weniger ins Detail gehen:
Da hätten wir einmal die Tatsache, dass mich auf der Arbeit eine gewisse Mitazubine fertigmacht. Wir werden NIE auf eine Wellenlänge kommen, dafür sind wir einfach zu verschieden. Trotz allem bin ich der Meinung, dass man damit professionell umgehen sollte - was leider nicht der Fall ist. Sie ist jemand, der die Dinge immer so dreht, dass sie diejenige ist, die positiv dasteht. Sie erzählt Dinge, die so nicht passiert sind, und manchmal auch völlig aus dem Kontext heraus. Sie verbreitet Lügen und lästert was das Zeug ist, kriecht den Leuten in den Arsch, ist unkameradschaftlich, kann mit Kritik nicht umgehen, und geht immer petzen, wenn sie mit jemandem aneinanderrasselt, den sie nicht mag; sie versprüht einfach Falschheit, das merkt man schon daran, dass ihre Stimme mega arschkriecherisch und babymäßig wird, wenn sie mit Vorgesetzten spricht, oder dass sie auf einmal mit zwei anderen  (die mit der auch Probleme haben) und mir spricht, wenn jemand dabei ist, aber wenn keiner da ist, morgens nicht einmal die Fresse aufkriegt, wenn man sie grüßt. Ende von der Geschichte: Drei Menschen, mit denen ich mal super auskam, distanzieren sich von mir, und einer redet überhaupt kein Wort mehr mit mir. Ich hab keine Ahnung, was sie erzählt hat. Zwei dieser Menschen sind unmittelbare Kollegen von mir, mit denen ich jeden Arbeitstag zu tun habe. Und dann noch sie dazu... ich mache mir den Abend vorher schon Gedanken, wenn ich weiß, dass sie auch da ist und will gar nicht mehr zur Arbeit.

Na ja. Zweite Sache wäre, dass auch drei Leute aus der Berufsschule nicht mehr mit mir sprechen. Leute von denen ich dachte, dass sie cool sind. Sie echauffieren sich, weil ich mich während der Klinikzeit nicht gemeldet habe, obwohl in meinem WhatsApp Status stand, dass ich nicht erreichbar bin, weil ich meine Ruhe brauchte und ich mich auf die Therapie konzentrieren wollte. "Du hättest dich ja trotzdem melden können!" Super empathisch, oder? Das "Witzige" an der Sache ist, dass sie sich selber nicht gemeldet haben. Und eine meinte sogar, ich hätte ihr dreimal nicht zurückgeschrieben, was ich anhand von Screenshots widerlegen konnte, worauf sie natürlich nichts mehr gesagt hat.
Zweites: Sie sind sauer auf mich, weil ich sie Mobber genannt  und gesagt habe, dass ich das niveaulos und armselig finde. "Du übertreibst, das ist überhaupt kein Mobbing, und außerdem musst du zugeben, dass J. manchmal echt komisch ist!"
Wie würdet ihr Sätze wie "Das interessiert doch eh keinen, was du sagst!", oder "Die ist einfach nur dumm!", oder "Warum guckt die so scheiße?" beurteilen? Und das laut in die Klasse rein, wenn besagte Person sich im Unterricht meldet? Oder wenn die beim Rauchen über sie lästern und lachen? Das Traurige an der ganzen Sache ist, dass eine von denen 25 und Mutter ist; wie kann man in dem Alter nur so unreif und scheiße sein!? Tut mir leid, aber ich mach bei sowas meine Fresse auf, weil ich es einfach gemein, unfair, unnötig, und niveaulos finde.

Drittens wäre dann die Tatsache, dass ich mich aufgrund dieser zwei Punkte nicht mehr wohlfühle in meinem Arbeitsumfeld. Und ich habe auch einfach gemerkt, dass das nicht mein Beruf ist und ich mich unterfordert fühle... das hört sich jetzt mega arrogant an, ich weiß... aber es ist einfach die Realität. Bin verzweifelt auf der Suche nach Ausbildungsplätzen in Hamburg, möchte umziehen und nochmal neu anfangen. Dort habe ich auch verhältnismäßig viele Freunde von den Klinikaufenthalten. Aber bisher ist meine Suche leider erfolglos. Wenn ich daran denke, dass ich dann noch mindestens ein Jahr dort bleiben muss... ich weiß wirklich nicht, ob ich das psychisch hinkriegen würde.

Und als letztes wären da noch die Trennung, mit der ich immer noch heftig zu kämpfen habe, und mit der Tatsache, dass dieser Mensch nichts mehr mit mir zu tun haben will und mir keine Chance auf ein letztes Gespräch gegeben, sondern das ganze über WhatsApp beendet hat.
Und natürlich der Suizid meines Chefs, den ich immer noch nicht realisiert habe und ich echt traurig bin, dass ich ihn nie wieder sehen werde und ich mich auch nie wieder mit ihm unterhalten kann.




Aber reicht das für einen Rückfall? Ich denke mir einfach nur, dass ich irgendwas falsch mache, wenn mich so viele Leute nicht abkönnen, und dass irgendwas an mir nicht richtig sein muss. Dass ich doch nicht so cool bin, wie viele sagen. Und dass ich eigentlich nur noch alleine sein will.
Essanfälle klingen verlockend, dann wäre ich für einige Augenblicke wieder "glücklich". Abnehmen klingt super, denn dann hätte ich wieder was, worauf ich "stolz" wäre. Essstörung klingt wunderbar, denn dann hätte ich etwas, was mich von allem anderen ablenkt und womit ich meinen Tag füllen könnte; Essstörung klingt wunderbar, weil ich somit alle Gefühle, die ich momentan habe, nicht mehr spüren würde. Leere ist besser als Achterbahn fahren, Leere ist besser als fett sein, Leere ist besser als das ungstüme Leben.

Was rede ich da eigentlich wieder? Ich will nicht zurück, will meinen Tag nicht nur mit essen und kotzen verbringen, will nicht mehr dauerpleite sein, will mich nicht mehr abkapseln von allen, und will auch nicht immer nur wegrennen vor den Dingen.
Aber es ist so verlockend. Die Gedanken daran manifestieren sich, schon die ganzen letzten Wochen. Ich steige wieder auf die Waage und tue auch fast alles andere, was damit zusammenhängt. Ich triggere mich selbst mit vollem Bewusstsein.

Ich hab einfach keine Ahnung, was ich tun soll.

16. Juni 2016

Kasernenschläfer

Heute ist einer dieser Tage, an denen ich nach der Arbeit nicht nach Hause fahre, sondern auf meiner Stube penne. Und da es hier kein WLAN und auch keinen TV-Anschluss für Ablenkung gibt (jedenfalls nicht in unserem Block), habe ich an solchen Tagen immer ziemlich Schiss, denn ich kann es nicht lange ab, wenn ich alleine mit meinen Gedanken bin, ich werde dann schnell unruhig und ziemlich melancholisch.

Aber heute "muss" es sein, denn ich muss morgen früh zu einer Mission aufbrechen, an der ich wohl noch lange zu knabbern haben werde; mein Chef hat sich das Leben genommen und meine Kameraden und ich fahren hoch nach Kiel zu seinen Eltern auf die Beerdigung. Das Schlimme an der ganzen Sache ist, dass wir ALLE überhaupt NICHTS gemerkt haben, absolut GAR NICHTS. Und dabei behaupte ich von mir immer, eine gute Menschenkenntnis zu haben... aber es gab echt gar keine Anzeichen. Er war wohl bisher der größte Schauspieler, dem ich je begegnet bin. Was bleibt, ist die Frage nach dem Warum und die überwältigenden Gefühle von tiefer Trauer, Entsetzen, und Fassungslosigkeit.
Was hat diesen Menschen so sehr beschäftigt und verletzt, dass er dieses Leben hinter sich lassen wollte?  Er war in den besten Jahren, 29 Jahre jung, hat das harte und anspruchsvolle Medizinstudium an einer Bundeswehr Uni gepackt, wurde vor nicht einmal einem Jahr zum Oberstabsarzt befördert (was dem Rang eines Majors entspricht), und das ist verglichen mit den meisten anderen Soldaten echt hoch. Er war locker, hat bei jeder Gelegenheit witzige Sprüche rausgehauen, und war einfach kein "typischer" Chef; ich durfte beim Reinigen seines Arztzimmers immer Metal hören, wir haben uns viel über Musik unterhalten, und er hat mir erzählt, dass er dieses Jahr wieder nach Wacken fahren würde. Ihr könnt mir nicht glauben, wie sehr er sich darauf gefreut hat. 
Und dann bin ich vor einer  Woche aus meinem zweiwöchigen Urlaub zurück, wollte ihm von den chaotischen Tagen bei Rock am Ring berichten, habe mich gefreut - bis ich zur Frau Hauptfeldwebel bestellt wurde. Dachte, ich hätte etwas angestellt und habe mit einem Einlauf gerechnet.  Als ich ihr in die Augen geguckt und gemerkt habe, dass irgendwas ist, wurde mir schlagartig mulmig zumute und mein Herz begann zu rasen, irgendwas war hier ganz und gar nicht richtig.
"... Herr S. hat sich Ende des letzten Monats das Leben genommen. Wir wollten dir das persönlich sagen, nicht über WhatsApp."
Ich sah, wie sich ihre Augen mit Tränen füllten, und konnte es einfach nicht fassen. Nein, das geht nicht, das ist Verarsche, ich träume, das kann nicht sein! war alles, was ich noch denken konnte. Ich bin in den Flur, hab das schwarz-weiße Foto gesehen, das Kondolenzbuch mit verschieden Texten und Unterschriften, und ich dachte ich kipp um.
Ich habe es bis heute immer noch nicht realisiert, die Bilder von ihm sind noch so lebendig in meinem Kopf, ich kann sein Gesicht sehen, seine Stimme hören. Und diese Schuldgefühle werden immer stärker; wir Idioten hätten was merken müssen, wir hätten es vielleicht verhindern können, wir haben ihn jeden verdammten Tag gesehen!

Zur Beerdigung muss ich einfach, auch wenn ich es sonst immer vermeide bzw. mich davor drücke. Die Gefühle, die da in einem hochkommen, spürt man sogar körperlich und es fühlt sich so an, als würde man von innen heraus aufgerissen und gleichzeitig gewürgt - und das schon, wenn die Personen eines natürlichen Todes sterben, oder infolge einer Krankheit. Aber ein Suizid, und das noch bei einem so jungen Menschen... das wird nochmal eine ganz andere Nummer.
Aber morgen geht es nicht anders, ich glaube nämlich, dass ich sonst nie damit abschließen könnte.



Ich hoffe einfach nur, dass es Ihnen da, wo Sie jetzt sind, besser geht und Sie Ihren Frieden finden, Herr Oberstabsarzt. Sie waren ein guter Chef, ich werde Sie nicht vergessen, und es war mir eine Ehre mit Ihnen zu arbeiten und Sie kennenlernen zu dürfen.








Dieser Text ist ziemlich lang geworden. Aber es musste einfach raus, musste meine Gedanken ein bisschen ordnen.





(Um eventuelle Fragen vielleicht jetzt schon zu beantworten - ja, ich arbeite bei der Bundeswehr, und ja, ich bin tatsächlich auch links und würde mich sogar dem versifften Antifapack zuordnen. Das passt bei vielen nicht ins Weltbild, das weiß ich. Ich weiß auch, dass es mich woanders hinzieht und ich nicht mein ganzes Berufsleben bei der Bundeswehr verbringen möchte, ich bin einfach zu idealistisch und unabhängig und lasse mir ungern etwas sagen. Dennoch bin ich froh diese Erfahrung machen zu dürfen, und ich habe hier bisher auch schon vieles fürs Leben gelernt und erfahren, was richtige Kameradschaft bedeutet.)

15. Juni 2016

Entschuldigung

Ich weiß nicht, wie ich das jetzt sagen soll, mir fallen keine adäquaten Worte ein.
Ich sitze hier nun tatsächlich schon länger als eine Viertelstunde und versuche mich zu konzentrieren.
Die letzten Tage habe ich auf einigen Blogs vorbeigeschaut, mit deren Verfassern ich mal im regelmäßigen Kontakt stand. Viele sind leider nicht mehr aktiv, was mich ein bisschen traurig macht... es ist jedoch meine eigene Schuld, da ich mich einfach nicht mehr gemeldet habe, und die Kontakte somit langsam im Sande verlaufen sind.
Ich hoffe wirklich, dass es euch gut geht und ihr euren Weg im Leben gefunden habt.
Und an euch wenige, die ihr noch da seid: Ich finde es echt schön euch hier noch anzutreffen und bin gespannt auf neue Gespräche und Geschichten.
Was ich euch allen zusammen aber noch sagen möchte - es tut mir leid. Es tut mir ehrlich leid, dass ich damals so unüberlegt gehandelt habe, ohne darüber nachzudenken, wie es euch damit gehen würde. Ich kann es leider nicht mehr rückgängig machen... dennoch hoffe ich darauf, dass ihr mir verzeiht, und dass wir noch einmal neu anfangen können. Vielleicht möchtet ihr das ja auch..?